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Berlin erwartet die Invasion der Giftraupen

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Die warmen Temperaturen haben ihr Wachstum begünstigt: Die Raupen der Eichenprozessionsspinner können ganze Bäume kahlfressen – ihre Härchen führen zu Pusteln und Hautausschlägen.

Haarige Raupen, die gefährlich werden können.

Sie bilden kleine, etwa 30 Zentimeter große weißgraue Gespinste an Eichen und manchmal auch an Hainbuchen. Die Raupen können ganze Bäume kahlfressen, ihre Härchen führen zu Pusteln und Hautausschlägen und werden daher schon seit Jahren gefürchtet und bekämpft. In diesem Jahr trägt das warme Frühlingswetter dazu bei, dass es besonders viele Eichenprozessionsspinner in Deutschland gibt. „Im Frühjahr hatten die geschlüpften Raupen einen guten Start“, sagt der Insektenkundler und Förster Thomas Sobczyk. Die Wärme sei dieses Jahr spät gekommen, aber genau zum richtigen Zeitpunkt für die Raupen. „So gibt es mehr Tiere als im Vorjahr.“

Im vergangenen Jahr seien die Tiere erstmals im küstennahen Bereich bei Rostock und auf der Ostsee-Insel Usedom festgestellt worden, sagt Mathis Jansen von der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommerns. Andernorts etwa in Sachsen oder Thüringen werden die Verbreitungsgebiete laut Sobczyk immer größer. In Niedersachsen sei es ähnlich.

Das Insekt kommt bis in den Alpenvorraum

„Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es diese Ausbreitung in Deutschland, und die hat nie aufgehört“, sagt Sobczyk. Das Insekt komme inzwischen auch in höhere Lagen und bis in den Alpenvorraum.

Die Raupen des Nachtfalters Thaumetopoea processionea ziehen des nachts gemeinsam wie bei einer Prozession in die Baumkrone zum Fressen. Das allein sei aber kein Grund, sie überall zu bekämpfen, sagt Sobczyk. Zwar könne der Blattfraß die Bäume schwächen. Doch erst wenn die Eichen auch noch Ende Juni oder im Juli unter Schädlingen oder schlechten Witterungsbedingungen leiden müssten, könnten die Bäume ernsthaft geschädigt werden oder absterben.

„In Alleen und Parks sind die Brennhaare ein deutlich größeres Problem als der Raupenfraß an den Blättern“, sagt Sobczyk. In Stadtgebieten oder gar Kindergärten sollten die Nester entfernt werden. „Dazu sind Spezialfirmen nötig, das sollte man tunlichst nicht selber machen. Durch Abflämmen oder Abkratzen werden die mikroskopisch kleinen Haare aufgewirbelt.“

Wenn man Nester absaugen wolle, dann jetzt

Etwa vom 10. bis 15. Juli rechnet Sobczyk mit dem Schlüpfen der Falter, „zwei Wochen früher als sonst“. Wenn man Nester absaugen wolle, dann jetzt.

Im nordrhein-westfälischen Velbert mussten etwa 400 Schulkinder zu Hause bleiben, weil Fachleute die Raupen mit einem Spezialgerät von 17 Bäumen auf dem Schulgelände absaugen mussten. Dabei bestand die Gefahr, dass die giftigen Raupenhärchen verbreitet werden. Andernorts wurden Spazier- und Radwege wegen der Raupen gesperrt.

Die Härchen mit viel kaltem Wasser abwaschen

Die Maßnahmen lohnen sich: Seit 2004 drängt das Bundesland Brandenburg den Eichenprozessionsspinner aus den Wäldern zurück. Bei der erstmaligen Bekämpfung wurden 106 Hektar Wald vom Hubschrauber aus mit einem biologischen Mittel besprüht, sagt Michael Kopka vom Landesbetrieb Forst Brandenburg. Dieses Jahr habe man mit 28 Hektar die geringste Fläche. Die Zahl der registrierten Arztbesuche wegen der Raupen sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.

Wer dennoch mit den Tieren in Berührung komme, solle die Härchen, die sich festhaken und Gift enthalten, mit viel kaltem Wasser abwaschen, rät Sobczyk. Der Ausschlag heile in der Regel von selbst aus. Atemnot, Augenreizungen oder allergische Schock würden nur selten ausgelöst. (dpa)

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