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Und wieder will der Commander-in-Chief zum Mond

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Trumps Vize Pence hat angeordnet, bis 2024 wieder Amerikaner auf den Mond zu bringen. Ein Blick zurück in die Geschichte präsidialer All-Machts-Fantasien.

Mike Pence sagt, was Donald Trump will: wieder Amerikaner auf dem Mond, und zwar noch vor Ende der erhofften zweiten Amtszeit…

Noch innerhalb der kommenden fünf Jahre wollen die USA nach Angaben von Vizepräsident Mike Pence wieder Astronauten zum Mond schicken. Auch eine Frau soll dabei sein. “Die erste Frau und der nächste Mann auf dem Mond werden beide amerikanische Astronauten sein, die mit amerikanischen Raketen von amerikanischem Boden abgehoben sind”, sagte Pence am Dienstag bei einer Sitzung des nationalen Raumfahrtrats in einem Komplex der US-Raumfahrtbehörde Nasa in Huntsville. Auf dem Mond solle dann ein Außenposten aufgebaut werden – als Basis für eine geplante Mars-Mission.

Bridenstine: Nasa “der Herausforderung gewachsen”

Nasa-Chef James Bridenstine ließ sich auf der Nasa-Website mit den Worten zitieren, es sei “der richtige Zeitpunkt für diese Herausforderung, und ich habe dem Vizepräsidenten versichert, dass wir, die Menschen der NASA, der Herausforderung gewachsen sind.” Man werde “in den kommenden Tagen und Wochen Maßnahmen ergreifen, um diese Ziele zu erreichen.” Bridenstine erklärte, man habe bei der Behörde “einen klaren Plan für die Erkundungskampagne der Nasa aufgestellt”, der drei strategische Bereiche umfasse: die erdnahe Umlaufbahn, den Mond und den Mars und Expeditionen tiefer in den Weltraum.

Tatsächlich hat US-Präsident Donald Trump mit dieser Order nun den Fokus der US-Raumfahrt vom Mars zunächst wieder auf den Mond verschoben. Dort waren zuletzt im Jahr 1972 US-Astronauten der “Apollo 17”-Mission gelandet. Kürzlich hatte China mit der ersten kontrollierten Landung einer Sonde auf der Mondrückseite Geschichte geschrieben. Insgesamt laufen derzeit eine Vielzahl von Programmen zur unbemannten Monderkundung, darunter auch deutsche Projekte.

Absichtserklärungen

Präsidiale Statements, in einer gewissen Zeitspanne bemannt zum Mond zurückzukehren oder Astronauten auf den Mars zu bringen gibt es allerdings immer wieder. 2004 etwa hatte der damalige Präsident George W. Bush angekündigt, man werde spätestens bis 2020 wieder auf dem Mond landen. 2008 war der Plan noch ambitionierter geworden: Schon im Jahr 2015 sollten bemannte Missionen beginnen, “mit dem Ziel, dort für zunehmend längere Zeitperioden zu leben und zu arbeiten.”

Tatsächlich ist die Geschichte der Weltraum-Visionen von US-Präsidenten eine Geschichte eines sich seit Jahrzehnten wiederholenden, rhetorisch und inhaltlich immer wieder nach neuen – oder erneuerten – Superlativen strebenden Rituals. Sie ist damit der Geschichte der Ansprachen, die US-Präsidenten in gewisser Regelmäßigkeit am Brandenburger Tor oder in der Nähe gehalten haben, nicht unähnlich. Und jeder bisher musste – sowohl was die Berliner als auch die Weltraum-Reden angeht – sich an den legendären Ansprachen John F. Kennedy’s messen lassen. Schon 1961, sechs Wochen nachdem mit dem Sowjetbürger Juri Gagarin überhaupt erstmals ein Mensch in einer Raumkapsel die Erde umrundet hatte, hatte er vor dem Kongress gefordert, dass “diese Nation sich vornehmen sollte, vor Ende dieses Jahrzehnts einen Mann auf dem Mond landen und ihn sicher zur Erde zurückkehren zu lassen”. 1962 folge seine noch berühmtere “Because-it-is-hard”-Rede an der Rice University. Dort sagte er: “Wir wollen in diesem Jahrzehnt zum Mond – und wir wollen noch andere Dinge erreichen – nicht weil es einfach ist, sondern weil es schwierig ist.” Bekanntermaßen wurde es, dann unter Lyndon Johnson, Kennedys Nachfolger, wirklich schwierig und extrem teuer. Es kostete auch einige Astronauten das Leben, etwa die Crew von Apollo 1, die bei einem Test ihrer Kapsel verbrannte. Aber 1969 erfüllte sich mit Apollo 11 und Neil Armstrong und Edwin Aldrin als ersten Menschen auf dem Mond Kennedys Vision.

Hallo Mond

Richard Nixon ist in die Geschichte der Raumfahrt als derjenige US-Präsident eingegangen, der als erster mit dem Mond telefonierte, aber auch als Anti-Visionär. Denn er bremste die Nasa mit ihren Plänen, bis 1980 eine Mondbasis zu errichten, aus. Dafür startete unter seiner Ägide die Planung des Spaceshuttle-Programms. Eine wichtige Weltraum-Rede hat er nicht gehalten. Trotzdem existierte eine solche, die sehr wichtig gewesen wäre, hätte sie vorgetragen werden müssen: 1999 enthüllte Nixons Redenschreiber William Safire den Text einer Ansprache an die Nation, die der Präsident in dem Fall, dass die Crew von Apollo 11 nicht mehr vom Mond hätte zurückkehren können, gehalten hätte. Sie enthielt unter anderem den Satz: “Diese tapferen Männer, Neil Armstrong und Edwin Aldrin, wissen, dass es keine Hoffnung auf Rettung für sie gibt.”

Am 20. Juli 1969 posiert Edwin E. Aldrin, Jr., neben einer US-Flagge während der Apollo-11-Mission.

Von Gerald Ford, der Nixon nach dessen Watergate-bedingtem Rücktritt ersetzte und nur gut zwei Jahre im Amt war, sind weder große noch versuchte große Reden zum Thema überliefert. Dafür hatte er aber auch ohne große Rhetorik positiven Einfluss auf das Weltraumprogramm der USA, denn er widerstand dem seinerzeit immensen Druck, in ökonomisch schwierigen Zeiten die teuren Shuttle-Planungen zu beenden. Jimmy Carter wandte sich in Sachen Weltraum kaum an die Nation, dafür aber an Außerirdische. Tatsächlich stammt ein Text, den die Sonde Voyager 1, 1977 gestartet, mit sich führt und der heute bereits außerhalb des Sonnensystems unterwegs ist, aus seiner Feder. Neben ein paar Infos über die Erde und die Menschen enthält er eine Vision nicht für den Weltraum, sondern für den Heimatplaneten. Carter schreibt: “Wir Menschen sind immer noch in Nationalstaaten aufgeteilt, aber diese Nationalstaaten sind mit großer Geschwindigkeit dabei, zu einer globalen Zivilisation zu werden.”

Auch eine Vision, die sich so erst einmal nicht erfüllt hat, aber Voyager wird ja noch ein bisschen unterwegs sein.

Raumstation “Freedom” bitte kommen

Carters Nachfolger Ronald Reagan wandte sich in seiner Amtszeit zweimal zum Thema Weltraumerkundung an die Nation. Einmal freiwillig, einmal sehr unfreiwillig. Im Januar 1984, zu Beginn seiner zweiten Amtszeit, kündigte er den Bau einer amerikanischen permanenten Raumstation namens “Freedom” an, aus der letztendlich nichts wurde. Die unfreiwillige Rede musste er 1986 halten, nachdem die Raumfähre Challenger beim Start explodiert war. In Erinnerung sind – sicher absichtlich – an Kennedy erinnernde Worte. Er sagte, man werde “diese tapferen Sieben” nicht vergessen, aber weitermachen: “Die Zukunft gehört nicht den Feigen, sondern den Tapferen.”

Reagans Nachfolger George Bush versuchte es wieder mit großen Visionen und kündigte am Tag des 20. Apollo-11-Jubiläums an, nun endlich zum Mars fliegen zu wollen. Konkret wurde er aber nicht. Richtig peinlich wurde es kurz darauf, als Nasa-Chef Richard Truly im Weißen Haus sich den Fragen der Journalisten stellte: Was würde das alles kosten? Er konnte keine Zahlen nennen. Sei die Initiative mit dem Kongress abgestimmt, würde dieser einwilligen? Truly wusste von nichts. Was war der Zeitplan? Keine Ahnung. Gefragt, wann denn die ersten Amerikaner wohl auf dem Mars landen würden, sagte Truly, sichtlich genervt und offenbar sehr wahrheitsgemäß: “Ich habe offen gestanden erst heute Morgen den Inhalt von Präsident Bushs Anweisung erfahren.”

Clinton: Sucht nach Aliens

Bill Clinton wiederum kam ohne eine große Rede auf großer Bühne zu einem großen historischen Anlass aus, war aber der erste US-Präsident, dessen Weltraum-Vision als unmittelbare Reaktion auf eine wissenschaftliche Publikation zustande kam: 1996 hatten US-Wissenschaftler in einem Mars-Meteoriten Strukturen gefunden, die sie als Reste von Mikroorgansimen interpretierten. Clinton trat daraufhin vor die Presse und sagte, das amerikanische Weltraumprogramm müsse nun “seine volle intellektuelle Kraft und technologische Stärke hinter die Suche nach weiteren Beweisen für das Leben auf dem Mars stellen.”

Es war der Moment, zu dem erstmals ein Mann im mächtigsten Amt der Welt offiziell zur Suche nach Außerirdischen aufrief.

Von Bush juniors Plänen, bereits 2015 wieder Astronauten auf den Mond zu bringen, war oben bereits die Rede. Sie verschlangen viel Geld, und wurden von Barack Obama schließlich kassiert. In seiner wichtigsten Weltraum-Rede im April 2010 in Houston sagte er, es gebe so viele Ziele “da draußen”, die es zu erkunden lohne. Die Erde selbst gehörte seiner Meinung nach auch noch mehr als bis dahin dazu. Er kündigte deshalb an, die Internationale Raumstation ISS länger zu betreiben als bis dahin geplant, und mehr Satelliten zur Umwelt- und Klimaerkundung in den Orbit zu bringen – Pläne, die nicht Kennedy-like waren, aber zumindest umgesetzt wurden. Aber auch ein Mars-Programm wollte er vorantreiben. Zum Thema Mond sagte er konkret, man sei “ja nun bereits dort gewesen” und eine Rückkehr gehöre nicht zu den Prioritäten seiner Regierung.

Sein Nachfolger hat es sich nun wieder anders überlegt. Und dass er nicht selbst die Rede hielt, sondern seinen Vize zur Nasa schickte, lässt nicht unbedingt vermuten, dass der Plan als einer gedacht ist, der mit der Kraft von Kennedys Mondprogramm vorangetrieben werden wird.

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