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Klima-Vorsätze: Der Wille, etwas zu verändern

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Recyceln, einheimische Produkte kaufen und Abfall reduzieren: Mehr als die Hälfte der Deutschen ist 2019 zu guten Vorsätzen in puncto Klima bereit.

Der Kauf lokaler, saisonaler Produkte führt 2019 in Deutschland die Liste der klimafreundlichen Vorsätze an.

Eines ist klar: Ohne einen veränderten, bewussteren Lebensstil lässt sich der Klimawandel nicht aufhalten. Das sieht auch die Mehrzahl der Deutschen so.

52 Prozent sind bereit, in den nächsten zwölf Monaten einheimische und saisonale Produkte zu kaufen sowie ihren Abfall wiederzuverwerten. 51 Prozent wollen weniger Abfall produzieren.

Diese drei Klima-Vorsätze besitzen für die Deutschen höchste Priorität. Das hat die Europäische Investitionsbank (EIB) in einer mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov erhobenen Umfrage in der Europäischen Union, in den USA und in China herausgefunden.

Doch was steckt hinter den Vorsätzen zum Recyceln, dem Kauf einheimischer Produkte und der Verminderung von Abfall? Und wie schneiden die Klima-Vorsätze der Deutschen im internationalen Vergleich ab?


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Deutschland kann Vorreiterrolle im Klimaschutz nicht aufrechterhalten

Deutschland präsentiert sich gern als Weltmeister im Recycling. Dass nun mehr als die Hälfte der Deutschen weniger Abfall produzieren und ihn wiederverwerten will, ist kaum überraschend. Doch ob Einweg-Kaffeebecher oder in Plastik verpacktes Obst und Salate – die Deutschen produzieren dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge mehr Müll als andere Europäer.

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage offenbaren zudem, dass die Deutschen, was ihre Recycling-Vorsätze für 2019 betrifft, im europäischen Vergleich am schlechtesten abschneiden. Kroaten, Finnen und Portugiesen übertreffen sie sogar um mehr als 20 Prozent.

„Deutschland galt lange Zeit als Vorreiter im Klimaschutz, konnte diese Rolle jedoch nicht aufrechterhalten. Im weltweiten Vergleich schneidet es von Jahr zu Jahr schlechter ab“, sagt Daniela Diedrich-Ristic, EIB-Expertin für Klimawandel. „Dennoch ist die Mehrheit aller Deutschen bereit, durch Verhaltensänderungen zu versuchen, das Klima zu schützen.“ Als sehr positiv sieht Diedrich-Ristic zudem die Entwicklung, dass immer mehr „Unverpackt-Supermärkte“ entstehen, in denen verpackungsfrei eingekauft werden kann.

Die Deutschen schneiden bei ihren Recycling-Vorsätzen für 2019 im europäischen Vergleich am schlechtesten ab.

Einheimische und saisonale Produkte im Kommen

Der Kauf lokaler, saisonbedingter Produkte führt 2019 in Deutschland die Liste der klimafreundlichen Vorsätze an. Gleichzeitig zeigt die Umfrage, dass es ein deutliches Gefälle innerhalb der Gesellschaft gibt: Von den 18- bis 34-Jährigen sind nur 44 Prozent bereit, einheimische saisonale Produkte zu kaufen, bei den über 55-Jährigen sind es dagegen 58 Prozent.

„Waldsterben, Smog-Alarm und verdreckte Meere: Die älteren Menschen wurden von der Umweltbewegung der siebziger und achtziger Jahre geprägt, haben aber auch erfahren, dass durch Umwelt- und Naturschutz etwas erreicht werden kann. Der Wunsch, die eigene Lebensumwelt zu schützen, wird durch den anhaltenden Trend zum Selberkochen und Bewusster-Essen positiv verstärkt und erklärt die Bereitschaft, mehr regionale Produkte zu kaufen, zusätzlich“, sagt Antje von Broock, stellvertretende Geschäftsführerin für den Bereich Politik & Kommunikation und Leiterin des Klimateams beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Junge Menschen seien dagegen beruflich und privat oft noch nicht etabliert, weshalb andere Themen ihre Lebenswelt dominierten. Ein beschleunigter Lebensstil führe dazu, dass sie deutlich häufiger auswärts essen und weniger selber kochen. Mit 44 Prozent sei die Bereitschaft, einheimische und saisonale Produkte zu kaufen, bei jungen Deutschen dennoch hoch. Das bewertet von Broock als positiv. „Das heißt, dass trotz aller anderen drängenden Probleme und Herausforderungen in ihrem jungen Leben die Umwelt eine große Rolle spielt.“

52 Prozent der Deutschen sind bereit, in den nächsten zwölf Monaten einheimische und saisonale Produkte zu kaufen sowie ihren…

Deutsche Regierung hinkt Klimazielen hinterher

Im Kampf gegen den Klimawandel haben die Deutschen eine pflichtbewusste und proaktive Haltung: Knapp einer von drei Deutschen sieht die größte Verantwortung dafür bei sich selbst. Skepsis herrscht dagegen, was die Erfolgsaussichten von Institutionen angeht.

Von Broock benennt als Ursache, dass die Bürger erlebt hätten, wie internationale Abkommen gescheitert seien. So habe die Bundesregierung zum Beispiel das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet, anschließend aber die nationalen Ziele verfehlt.

„Gleichzeitig hat das Dürrejahr 2018 mit niedrigen Wasserständen im Rhein und enormen Ernteausfällen gezeigt: Die Klimakrise ist da. Da ist es nur verständlich, dass neben den Forderungen an die Politik jeder darüber nachdenkt, was er selber tun kann.“

Das ist auch die Wahrnehmung in der gesamten Europäischen Union: 31 Prozent der Europäer meinen, dass Klimaschutzmaßnahmen in erster Linie von den Bürgern ausgehen müssten. Auf anderen Kontinenten ist die Auffassung eine andere: In China halten 40 Prozent und in den USA 25 Prozent der Befragten an erster Stelle internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder die Weltbank für verantwortlich – noch vor dem einzelnen Bürger.

Emma Navarro, EIB-Vizepräsidentin mit Aufsicht über Klima- und Umweltfinanzierungen, mahnt, dass die Zeit bei der Bekämpfung des Klimawandels davonrenne. Als positiv bewertet sie, dass die Deutschen im Kampf gegen den Klimawandel etwas bewirken wollen und vor allem an ihren eigenen Beitrag glauben.

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