Wissen und Technik

Internationale Studierende sollen Fachkräftemangel ausgleichen

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Jeder sechste Unistandort in Deutschland schrumpft. Eine Studie schlägt vor: Internationale Studierende sollen den Rückgang ausgleichen.

Die Universität Halle-Wittenberg unterstützt internationale Studierende mit einem eigenen Modul.

An den deutschen Hochschulen sind mehr Studierende als je zuvor eingeschrieben. Doch ganz gegen den Trend schrumpft dennoch jeder sechste Standort. Betroffen sind vor allem Unis und Fachhochschulen, die im Osten des Landes und abseits von Metropolen liegen. An insgesamt 41 Hochschulen sanken die Studierendenzahlen in den vergangenen fünf Jahren – um durchschnittlich elf Prozent.

Der Rückgang geht vor allem darauf zurück, dass weniger Studierende aus Deutschland kommen. Zeitgleich gewannen aber viele der betroffenen Universitäten und Fachhochschulen mehr Studierende aus dem Ausland. “Sie können den Schwund einheimischer Studierender […] zumindest zum Teil ausgleichen”, stellt jetzt eine Studie des Forschungsbereichs des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) fest. Die Studie empfiehlt diesen Hochschulen daher, gezielt mehr internationale Studierende anzuwerben. Diese könnten auch den Fachkräftemangel vor Ort lindern, der sich durch den demografischen Wandel in Bundesländern wie Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt immer weiter verschärfen wird.

Große Hürden für internationale Studierende

Allerdings stehen internationale Studierende vor großen Hürden, wenn sie in Deutschland ein Studium aufnehmen. Ihre Abbruchquote ist deutlich höher als die unter einheimischen Studierenden. Brachen im Jahr 2016 im Bachelor im bundesdeutschen Schnitt 28 Prozent der Studierenden das Studium ab, beenden unter den internationale Studierende 45 Prozent ihr Studium ohne Abschluss. Internationale Studierende “benötigen mehr Unterstützung und eine stärker strukturierte Studieneingangsphase”, heißt es in der Studie. Verbunden werden solle das mit einer guten sozialen Einbindung.

So fällt es vielen Studierenden aus dem Ausland schwer, sich mit ihren Mitstudierenden zu vernetzen. Im Rahmen gemeinnütziger Praxisprojekte könnten einheimische und internationale Studierende zueinander finden und Kontakte knüpfen. Exemplarisch dafür steht das Studienmodul “International Engagiert Studiert” an der Universität Halle-Wittenberg. In einem Tandemprojekt engagieren sich Studierende dort gemeinsam bei NGOs oder bei gemeinnützigen Vorhaben von Verwaltungen oder Firmen. Nebenbei werden so auch soziale Kompetenzen geschult – das Projekt kann daher sogar als Studienleistung angerechnet werden.

Besser gemischt- als englischsprachige Studiengänge

Um Deutschkenntnisse zu verbessern und die späteren Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu erhöhen, hält es die Studie für sinnvoll, statt rein englischsprachigen Studiengängen lieber gemischtsprachige anzubieten. Insgesamt müssten sich Hochschulen, Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Arbeitsagenturen und Ausländerbehörden in unterschiedlichen Bereichen an der Förderung internationaler Studierender beteiligen. Bund und Länder sollten besonders finanzschwache Kommunen bei diesem Übergangsmanagement unterstützen, schreibt Studienautor Simon Morris-Lange, der stellvertretende Leiter des SVR-Forschungsbereichs.

Oft ist es für internationale Bewerberinnen und Bewerber schwierig, zunächst überhaupt an einer Hochschule in Deutschland angenommen zu werden. Die Studie empfiehlt den Hochschulen flexiblere Zulassungsverfahren. Ein Vorschlag sind Vortests, die auf internationale Bewerber zugeschnitten sind. Je nach Testergebnis könnte man die Bewerber zu fachlichen und sprachlichen Vorbereitungskursen verpflichten. Diese existieren zwar an einigen Hochschulen bereits, gelten häufig aber nur für bestimmte Fächer oder sind bereits früh ausgebucht.

Mit standardisierten Tests, die auch in anderen Sprachen als Deutsch abgelegt werden können, wären Bewerberinnen und Bewerber, deren Deutschkenntnisse zum Bewerbungszeitpunkt noch nicht gut genug sind, nicht benachteiligt. “Dies senkt nicht zwangsläufig das Niveau”, stellt der Autor klar. Vielmehr würde es den Hochschulen ermöglichen, die Studierenden individuell vorzubereiten und sie an sich zu binden.

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