Gesundheit

Heilende Wirkung: Wie gesund sind Gewürze?

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Kurkuma: Die Pflanze wirkt anti-entzündlich – und kann in gewissen Mengen auch als Detox-Gewürz zur Entlastung der Leber funktionieren. (Quelle: Christin Klose/dpa)

Sie sind gut für die Verdauung. Sie verbessern die Stimmung. Sie stoppen Depressionen. Und manchmal den Krebs. Glaubt man diesen einschlägigen Heilsversprechen, im Internet und anderswo, dann ist das Gewürzregal eine kleine Apotheke.


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Vielen Gewürzen und Kräutern werden Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt – sei es die Petersilie oder Kurkuma. Doch stimmt das überhaupt? Ja, teilweise – doch es gibt ein “Aber”. Denn es gibt zwar Gewürze, deren heilende Wirkung nachgewiesen ist, sagt Autorin und Gewürz-Expertin Manuela Mahn. “Thymian zum Beispiel hat eine antivirale Wirkung, Thymiansirup ist deshalb als traditionelles, pflanzliches Arzneimittel anerkannt.” Wobei die Wirkung von ein wenig Thymian-Pulver im Essen natürlich geringer ist als die von entsprechenden Kapseln oder Arznei-Tees aus der Apotheke.

Ein Gewürz ist kein Medikament

Andere Fälle sind komplizierter. Bestes Beispiel: Kurkuma. “Kurkuma zeigt eine anti-entzündliche Wirkung und kann in gewissen Mengen auch als Detox-Gewürz zur Entlastung der Leber funktionieren”, sagt Mahn.

Vieles, was dem Kurkuma darüber hinaus nachgesagt wird, ist jedoch noch längst nicht zu Ende erforscht. Erste Ergebnisse aus Studien würden da in den Medien oft zu verkürzt dargestellt, so Mahn. “Dass Kurkuma gegen gewisse Krebsarten hilft, zum Beispiel.” Im schlimmsten Fall werden bei Betroffenen so Hoffnungen geweckt, die das Gewürz vielleicht gar nicht einhalten kann.

Und selbst bei nachgewiesener Wirkung gilt immer: Ein Kraut oder ein Gewürz ist kein Medikament. Und das ist nicht nur eine Frage des Begriffs, sagt Mahn. “Gewürze sind nicht standardisierbar – es gibt Ernten in unterschiedlicher Qualität, klimatische Einflüsse, die Bodenqualität spielt eine Rolle und so weiter.”

Auch ein Problem: Die Aufnahme im Körper. Bei Medikamenten gibt es etwa magensaftresistente Kapseln, die garantieren sollen, dass ein Wirkstoff da ankommt, wo er wirken soll. Das ist beim Essen anders. “Wenn sie zum Beispiel eine entzündliche Darmkrankheit haben, kommt dort vielleicht noch viel an”, sagt Jan Frank, Professor am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Hohenheim. “Wenn die Entzündung aber im Knie sitzt, dann muss der Wirkstoff zuerst im Darm aufgenommen und über die Leber und das Blut zum Knie transportiert werden, wo dann nur noch wenig ankommt.”

Wo Gewürze oft eine gute Wirkung haben

Sind heilende Gewürze also Hokuspokus? Das dann wieder nicht, sagt Manuela Mahn: “Wo Gewürze oft eine gute Wirkung haben, ist bei alltäglichen Befindlichkeitsstörungen – Anis, Kümmel und Fenchel bei Verdauungsbeschwerden zum Beispiel, oder Ingwer als Reisemedizin gegen Übelkeit.”

Und auch bei ernsthaften Krankheiten sieht Ernährungsexperte Frank durchaus einen Platz für Kraut und Co. – mit einer gewichtigen Einschränkung: “Ernährung dient nicht der Therapie, sondern der Erhaltung der Gesundheit und Prävention von Krankheiten”, sagt er. “Wobei es im Fall einer Krankheit natürlich sinnvoll sein kann, die Ernährung zu modifizieren, um die Heilung zu unterstützen.”

Wer häufig mit entsprechenden Erkrankungen und Beschwerden zu kämpfen hat, kann zum Beispiel generell anti-entzündlich essen. Passende Gewürze dafür wären etwa Kurkuma, Thymian und Ingwer. Der Teufel steckt hier aber im Detail: Die Wirkstoffe im Kurkuma kann der Körper zum Beispiel oft gar nicht verstoffwechseln, sagt Mahn. Zudem ist das Curcumin fett- und nicht wasserlöslich, warnt Frank. Das Gewürz als Tee ohne fettreiche Zusätze zu konsumieren, ist daher wenig sinnvoll.

Zudem können auch Kräuter und Gewürze unerwünschte Wirkungen haben. Und selbst bei einer konsequenten Ernährungsumstellung ist keine sofortige Wunderheilung zu erwarten. Das gilt immer, aber gerade bei Kräutern und Gewürzen. “Man muss da mit einem langen Atem herangehen”, sagt Mahn.

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