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Frühere Pubertät durch Kosmetika?

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Bestimmte Konservierungsstoffe und Duftfixierer in Cremes oder Schminke könnten die Entwicklung von Kindern beeinflussen – auch schon in der Schwangerschaft.

Früher reif. Dass Mädchen (und wohl auch Jungs) heute früher in die Pubertät kommen, wissen Forscher. Das könnte womöglich auch…

Benutzen Frauen während der Schwangerschaft Körperpflegemittel mit bestimmten Inhaltsstoffen, könnte das einer Studie zufolge den Pubertätsbeginn ihrer Kinder beeinflussen. Eine Langzeituntersuchung fand Hinweise auf einen solchen Zusammenhang zwischen den Stoffen Diethylphthalat und Triclosan und einem einige Monate früheren Einsetzen der Pubertät bei Mädchen. Das berichten Wissenschaftler um Kim Harley von der Universität von Kalifornien in Berkeley in der Fachzeitschrift „Human Reproduction“.

Trend zur früheren Pubertät

Eine frühe Pubertät erhöht bei Mädchen nicht nur die Anfälligkeit für psychische Probleme, sondern auch das langfristige Risiko für Brust- und Eierstockkrebs. Da sich in den vergangenen Jahren ein Trend zu früher einsetzender Pubertät bei Mädchen und vermutlich auch Jungen abzeichnet, suchen Forscher nach den Ursachen. Gute Ernährungslage ist sicher ein Grund, aber auch chemische Substanzen wie Phthalate, Parabene und Phenole, die etwa als Konservierungsstoffe in Kosmetika eingesetzt werden, stehen im Verdacht, Einfluss auf die Entwicklung der Jugendlichen zu nehmen.

Die Langzeitwirkungen dieser Stoffe untersuchte Harley in einer Langzeitstudie – vor allem Diethylphtalat (DEP) und Triclosan, die im Verdacht stehen, das Hormonsystem besonders von Frauen zu beeinflussen. Fand sich viel Triclosan im Urin der Mutter, setzte die Periode der Töchter signifikant früher ein – mit jeder Verdopplung der Triclosan-Konzentration im Urin um durchschnittlich drei Wochen. Bei den höchsten gemessenen Konzentrationen ergibt sich so eine um etwa fünf Monate verfrüht einsetzende Menstruation. Enthielt der Urin besonders viel Monoethylphthalat, eine Vorstufe von DEP, zeigte sich die Schambehaarung der Mädchen sogar bis zu sechs Monate früher.

Je mehr Paraben im Urin von Mädchen, umso früher die Brustentwicklung – oder umgekehrt?

Auch der Urin der 338 Kinder wurde im Verlauf der Studie untersucht. Eine hohe Konzentration von Parabenen stand demnach im Zusammenhang mit der körperlichen Entwicklung: Je mehr Methylparaben im Urin der 179 Mädchen messbar war, umso früher entwickelten sich ihre Brustdrüsen und die Menstruation setzte eher ein. Gleiches galt für Propylparaben und die Entwicklung der Schambehaarung. Bei hohen Werten dieser Substanzen begannen die Entwicklungen etwa vier bis sieben Monate früher. Bei Jungen fanden die Forscher eine deutliche Verbindung nur für Propylparaben. Eine hohe Konzentration der Substanz stand im Zusammenhang mit einer früheren Reifung der Geschlechtsorgane.

Die Hinweise auf diese Zusammenhänge müssen allerdings nicht unbedingt heißen, dass die Substanzen einen frühen Pubertätsbeginn auslösen. Mädchen, die früh in die Pubertät kommen, nutzen womöglich einfach mehr Kosmetika, deren Inhaltsstoffe sich dann auch im Urin in höheren Konzentrationen wiederfinden. Bei den Werten der Mütter ist fraglich, ob die Konzentrationen allein auf die Nutzung bestimmter Körperpflegeprodukte zurückgeführt werden kann, da fast ausschließlich Feldarbeiterinnen getestet wurden, die auch durch Pestizide belastet worden sein könnten, schreiben die Forscher. Weitere Studien seien nötig, um die Zusammenhänge eindeutig zu belegen, andere Einflussfaktoren auszuschließen und die Mechanismen genauer zu erklären. (mit dpa)

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