Gesundheit

Faktencheck: Das müssen Sie über die Grippeimpfung wissen

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Grippeschutzimpfung: Experten empfehlen, sie im Oktober oder November vorzunehmen. (Quelle: Martin Schutt/ZB/dpa)

Gegen Grippe geimpft – und trotzdem läuft die Nase? Warum das eine nichts mit dem anderen zu tun hat, und wieso Experten die Impfung als wichtig erachten: ein Faktencheck.

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Die Grippesaison hat begonnen. Erste Einzelfälle sind aufgetreten. Wer sich dagegen wappnen will, sollte spätestens jetzt aktiv werden. Allerdings muss das nicht jeder. Wir klären, welche Behauptungen stimmen und welche nicht.

Behauptung: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine Impfung

Stimmt. Nach Erkenntnissen der obersten deutschen Behörde für Infektionskrankheiten, des Robert Koch-Instituts (RKI), kommt es meist um den Jahreswechsel zu einer richtigen Grippewelle. Da nach einer Impfung bis zu zwei Wochen vergehen können, damit der körpereigene Schutz vollständig aufgebaut ist, empfehlen die Experten eine Impfung im Oktober oder November. Doch kann sie selbst später noch helfen, wenn eine Influenza schon um sich greift. Keiner kann nämlich abschätzen, wie lange die Krankheitswelle dauert oder ob noch eine weitere folgt.

Experten gehen davon aus, dass vergangenen Winter rund neun Millionen Menschen in Deutschland wegen Grippe beim Arzt waren. Für einen ausreichenden Schutz muss jedes Jahr geimpft werden, weil sich die Art der Erreger immer wieder ändert. Die EU-Präventionsbehörde ECDC schätzt, dass jedes Jahr zwischen 5.000 und 17.000 Menschen nach einer Grippeinfektion in Europa sterben.

Behauptung: Eine Impfung ist allen Menschen dringend empfohlen

Falsch. Die Ständige Impfkommission, die entsprechende Maßnahmen nach Nutzen und Risiko einschätzt, empfiehlt Kindern und Erwachsenen nicht ausdrücklich eine Grippeimpfung – sofern sie gesund sind. Bei Menschen ohne chronische Krankheiten verlaufe die Influenza in der Regel nicht so schwerwiegend. Das heißt aber nicht, dass die Kommission in diesen Fällen von einer Impfung abrät – ganz im Gegenteil: Wer will, soll die Vorsichtsmaßnahme ergreifen. Es spricht selbst nichts dagegen, dass stillende Mütter sich impfen lassen.

“Ausdrücklich empfohlen” ist die Vorsorge bei mehreren Risikogruppen, bei denen eine Grippe schwere Komplikationen mit sich bringen kann und möglicherweise zu Lungenentzündungen, Herzinfarkten oder sogar zum Tod führt. Dazu gehören etwa Über-60-Jährige, die wegen eines schwächeren Immunsystems gefährdeter sind, sowie Schwangere und chronisch kranke Menschen. Zudem wird der Schritt Mitarbeitern im Gesundheitswesen empfohlen, damit sie keine Patienten anstecken.

Behauptung: Keine Impfung bei Fieber

Stimmt. Das RKI rät davon ab, sich bei mehr als 38,5 Grad Fieber oder einer schweren Infektion impfen zu lassen. Das Immunsystem der Patienten ist dann zu sehr geschwächt, um Antikörper zu bilden. Zudem sollen auch Menschen mit schweren Allergien gegen einen der Impf-Inhaltsstoffe – wie Hühnereiweiß – vorsichtig sein.

Behauptung: Die meisten Menschen lassen sich impfen

Falsch. Das RKI sieht schon lange einen Rückgang der Impfquoten in Deutschland. Hat vor neun Jahren noch etwa jeder zweite Maßnahmen gegen die Grippe ergriffen, liegt heutzutage die Zahl bei rund 35 Prozent. Selbst bei Klinikpersonal geben bei einer Umfrage im Herbst 2017 nur 40 Prozent an, in der vorangegangenen Saison gegen Influenza geimpft gewesen zu sein. Das Ziel der Europäischen Union, dass die Mitgliedsstaaten zumindest bei den Risikogruppen eine Rate von 75 Prozent erreichen, wird in Deutschland weit verfehlt. In der EU kommt gerade einmal Großbritannien dem Wert mit 70 Prozent recht nahe.

Behauptung: Mit einer Grippeimpfung kann man sich nicht mehr erkälten

Falsch. Zu unterscheiden ist zwischen einer Grippe und harmloseren Infekten wie Erkältungen oder sogenannten grippalen Infekten. Letztere sind völlig andere Krankheiten. Vor ihnen schützt die Impfung nicht. So ist es auch zu erklären, dass manche Menschen nach einer Impfung krank werden. Das hat aber mit der Wirksamkeit der Spritze nichts zu tun.

Behauptung: Die Impfung wirkt nicht

Ungenau. Zwar gibt es tatsächlich keinen 100-prozentigen Schutz, zum Beispiel wenn sich Patienten kurz zuvor oder danach mit Grippeviren anstecken – also wenn die Impfwirkung noch nicht vollständig eingesetzt hat. Zudem wird der Impfstoff jedes Jahr neu angepasst und wirkt je nach Jahr mehr oder weniger gut. Doch wird nach RKI-Angaben das Risiko zu erkranken in jedem Fall deutlich gesenkt – um rund die Hälfte etwa bei älteren Menschen mit weniger Abwehrkräften. Zudem hätten Studien belegt, dass bei Patienten, die trotz Impfung erkranken, die Grippe sanfter verläuft.

Behauptung: Die Grippeimpfung übernimmt immer die Krankenkasse

Falsch. Nicht alle Krankenkassen zahlen für jeden. Nur für diejenigen Patienten, für welche die Ständige Impfkommission eine Grippeimpfung “ausdrücklich empfiehlt”, müssen sie die Kosten übernehmen. Einige Krankenkassen bezahlen aber auch für andere Menschen die Leistung.

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