Gesundheit

Demenz: So schlecht steht es um die Alzheimer-Forschung

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Alzheimer: Bis heute gibt es keine Medikamente Heilung der Krankheit und die Forschungsergebnisse lassen kaum hoffen. (Quelle: Symbolbild/Lighthaunter/Getty Images)

Vor über  hundert Jahren wurde die Alzheimer-Krankheit erstmals identifiziert. Mittlerweile bekommen alljährlich Millionen Menschen weltweit die Diagnose Alzheimer. Dennoch ist die häufigste Form der Demenz, bei der aufgrund von Einweißablagerungen die Nervenzellen im Gehirn absterben, bis heute nicht heilbar. Forscher sind skeptisch, dass sich an dieser Situation demnächst etwas ändern wird.

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La Roche stoppt klinische Studien

Nachdem der US-Pharmariese Pfizer bereits vor einiger Zeit seine Alzheimer-Forschung eingestrellt hatte und zwei zunächst vielversprechende Alzheimer-Medikamente  in Patiententests durchgefallen waren, hat die Alzheimer-Forschung einen weiteren Rückschlag zu verkraften. Nun gibt auch der Pharmakonzern Roche  den Stopp von zwei klinischen Studien der Phase III mit seinem Hoffnungsträger Crenezumab bekannt.

Die Forschungsergebnisse seien negativ und das Medikament habe das das angepeilte Studienziel nicht erreicht, teilte Roche mit. Allerdings will das Pharmaunternehmen die die Erforschung und Entwicklung anderer Alzheimer-Mittel weiter fortsetzen.

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Alzheimer-Forschung: Ein Fehlschlag folgt dem anderen

Roche reiht sich in eine lange Liste von Misserfolgen bei der Entwicklung von Therapien gegen Alzheimer ein, die seit Jahren nicht vom Fleck kommt. Seit 2016 fielen experimentelle Mittel von Eli Lilly, AstraZeneca, Johnson & Johnson oder Merck durch.  Über 100 klinische Studien erbrachten bislang keine wirksame Therapie für die bislang unheilbare Demenzerkrankung. Die Medikamente, die derzeit auf dem Markt sind, können lediglich die Symptome lindern.

Wenig Foffnung: Forscher zieht negatives Resümee

Dass die Bemühungen, Alzheimer mit Medikamenten zu behandeln, kaum vorankommen und die Forschungsprojekte stagnieren, bestätigt David Reynolds, Chef-Wissenschaftler der britischen Non-Profit-Organisation Alzheimer’s Research UK. “Die Unternehmen haben in den vergangenen 25 Jahren viel Zeit, Mühe und Geld da reingesteckt, aber auf dem Gebiet wurden seit 16 Jahren keine neuen Medikamente mehr auf den Markt gebracht.”

Alzheimer: Nur wenige Medikamente werden getestet

Nach Angaben der Website “Alzforum”, die Daten zu möglichen neuen Alzheimer-Medikamenten sammelt, haben bislang weniger als 300 Präparate wenigstens die Testphase II erreicht. Und nur fünf Medikamente wurden für die Behandlung von Alzheimer-Symptomen wie Gedächtnisverlust zugelassen. Gegen das Fortschreiten der Krankheit oder gar für ihre Heilung gibt es bis heute gar kein Medikament.

Reynolds hebt hervor, dass auf dem Gebiet viel weniger Medikamente getestet werden als bei anderen weit verbreiteten schweren Krankheiten. So befänden sich derzeit rund hundert Alzheimer-Medikamente in der Testphase, aber mehr als tausend Präparate gegen Krebs. Ein Grund sei, dass “pharmazeutische Unternehmen letztlich Unternehmen” seien: “Sie sind ihren Investoren verpflichtet.” Die teure Alzheimer-Forschung, in der bislang kein Durchbruch gelang, ist also für viele Pharmaunternehmen schlicht nicht attraktiv.

Demenz: Die Zahl der Betroffenen steigt

Dabei gäbe es genügend potenzielle Kunden. Allein in Deutschland gelten nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft heute rund 1,6 Millionen Menschen als demenzkrank. Ungefähr zwei Drittel von ihnen haben Alzheimer. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt an, dass alljährlich weltweit rund zehn Millionen Menschen die Diagnose Demenz bekommen, auch hier sind es zu zwei Dritteln Alzheimer-Fälle.

Bis 2030 dürfte die Zahl der weltweit Betroffenen auf 82 Millionen steigen, bis 2050 sogar auf 152 Millionen. Das liegt auch daran, dass insbesondere ältere Menschen unter Alzheimer leiden und die Lebenserwartung weltweit steigt. Die Folgen für die Angehörigen, die oftmals die aufwändige Pflege der Alzheimer-Patienten übernehmen, und für die Volkswirtschaften sind enorm.

Forschungsprojekte an Alzheimer-Medikamenten teilweise eingestellt

Dennoch haben die Pharmaunternehmen in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Geld in die Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs gesteckt, die besonders häufig zum Tod führen. “Bei  gab es diese Investitionen nicht”, bilanziert Reynolds. Daher sei über die Krankheit erst wenig bekannt. Bis heute wissen die Wissenschaftler nicht genau, wie Alzheimer entsteht.

Für die Entwickler von Medikamenten ist das ein Albtraum. Pfizer verkündete Anfang 2018, dass es seine Forschung für Alzheimer- einstelle. Zwei Tage später teilte das dänische Unternehmen Lundbeck mit, dass seine Entwicklung Idalopirdin die Verringerung der kognitiven Fähigkeiten bei Alzheimer-Patienten nicht aufhalte. Kurz darauf verkündete die Biotech-Firma Axovante, dass sie nicht weiter an ihrem Mittel Intepirdin arbeite.

Demenzformen: Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungen, die mit dem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Gedächtnis und Orientierung einhergehen. Morbus Alzheimer ist wie eine spezielle Form der Demenz dar. Daneben gibt es weitere Demenzformen wie die vaskuläre Demenz oder die Lewy-Körper-Demenz. Nur der Arzt kann feststellen, ob und welche Form der Demenz vorliegt und auf dieser Basis eine Behandlung einleiten. 

Hoffnung auf Impfstoff gegen Alzheimer 

Aus jedem Misserfolg können Experten aber auch etwas Neues über  lernen. Mittlerweile gibt es einige Ansätze, um die Erkrankung schon vor ihrem Ausbruch zu bekämpfen – etwa durch den gezielten Einsatz von Antikörpern oder Enzymen. Auch über einen Impfstoff, der den Zerfall der Nervenzellen im Gehirn stoppt, wird nachgedacht. “Wir bewegen uns nicht rückwärts”, sagt Reynolds.

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