Wissen und Technik

Bröckelnde Uni-Gebäude

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Gutachten: Berliner Sanierungsstau liegt bei 3,2 Milliarden Euro. CDU fordert “zeitnah zusätzliche Mittel und auch Fachpersonal”.

Die Beuth-Hochschule. Ein neues Laborgebäude ist geplant.

Der Sanierungsstau der elf staatlichen Berliner Hochschulen hat ein Volumen von 3,2 Milliarden Euro erreicht. So steht es im Gutachten, das dem Wissenschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses am Montag vorgelegt wurde. Die Rheform GmbH, ein im Immobilienmanagement tätiges Unternehmen, hat sich im Auftrag der elf staatlichen Berliner Hochschulen 451 Gebäude angesehen, um den jeweiligen Bedarf nach einheitlichen Kriterien zu beziffern.

Nicht in den 3,2 Milliarden Euro enthalten sind allerdings die Kosten für eine etwaige energetische Sanierung oder funktionierende Netzwerke, wie der Gutachter Michael Brecht erklärte. Auch sei der zukünftige Bedarf an Flächen in Forschung und Lehre in der Summe nicht berücksichtigt.

Monika Gross, Präsidentin der Beuth-Hochschule, betonte bei der Anhörung, dass die Summe auch nicht die Mittel für die nötigen Neubauten, die die Fachhochschulen dringend für die Lehre bräuchten, beinhalte. An Berlins vier staatlichen Fachhochschulen seien 38 Prozent mehr Studierende eingeschrieben als noch vor zehn Jahren. Die Universitäten hätten 22 Prozent zugelegt. Räume anzumieten sei aber nicht nur wegen der hohen Mietkosten problematisch. Schon angesichts der hohen Sicherheitsstandards, die für Gebäude mit Lehrbetrieb gelten, sei Mieten keine Lösung. Provisorisch werde die Beuth-Hochschule darum lieber auf Container zurückgreifen.

Die HWR muss mehr als die Hälfte ihrer Gebäude mieten

Unter den Berliner Hochschulen besonders auf gemietete Räume angewiesen ist die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR), die über 50 Prozent ihrer Gebäude anmieten muss, wie Gross berichtete. Ulrike Prechtl-Fröhlich, Kanzlerin der Universität der Künste, sagte, die Kunsthochschulen hätten aufgrund ihrer speziellen Raumanforderungen ohnehin kaum Räume angemietet. An der UdK gelte das nur für sechs Prozent der Flächen. Aber selbst die sollten bald „abgemietet“ werden, um dem Risiko einer kurzfristigen Kündigung zu entgehen.

Mathias Neukirchen, Kanzler der TU Berlin, sagte, die TU müsse für die kürzlich eingeworbenen drei Exzellenzcluster weitere Flächen anmieten, „obwohl wir vor vier Jahren beschlossen haben, dass wir abmieten“. Neukirchen berichtete auch, die Hochschulen hätten in der Vergangenheit beim Bau oft an der Energieeffizienz gespart – was nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes problematisch sei, sondern die Unis nun über die Strom- und Heizungsrechnung belaste.

Staatssekretär Krach will mehr Geld

Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft (SPD), sagte, die im Gutachten genannte Summe sei „keine Überraschung“. Seit Jahren gebe es eine bundesweite Debatte über den Sanierungsstau im Hochschulwesen. Allerdings zeige das Gutachten „eine neue Größenordnung“. Berlin habe seine Sparpolitik beim Bau aber bereits seit einigen Jahren beendet und investiere wieder. So bekomme die TU ein neues Mathematikgebäude, die FU eine neue Chemie oder die Beuth-Hochschule das Laborgebäude WAL (Wedding Advanced Laboratories). „Aber es muss noch mal deutlich was drauf“, sagte Krach mit Blick auf die Mittel. Dabei sei darauf zu achten, dass durch die vielen nun hinzukommenden Maßnahmen schon bestehende Aktivitäten nicht verzögert werden. Mehrfach hieß es im Ausschuss, in den zuständigen Verwaltungen und in den Bauabteilungen der Hochschulen müsse das Personal aufgestockt werden, um den Stau abzuarbeiten, sobald das Geld dafür fließt.

In welcher Reihenfolge die Gebäude saniert werden, wollen die Hochschulen gemeinsam festlegen. Sie gehen davon aus, dass der Sanierungsstau erst in zehn bis 15 Jahren aufgelöst ist. Für diese lange Phase wünschen sie sich einen „Baukorridor“, in dem Geld verlässlich fließt. Wie dies haushälterisch möglich ist und welche Summen bereitgestellt werden, ist noch offen.

Der CDU-Abgeordnete Adrian Grasse forderte den Senat im Anschluss an die Sitzung auf, “zeitnah zusätzliche Mittel und auch Fachpersonal” bereitzustellen, “um den Sanierungsbedarf zu decken und in Forschungs- und Lehrneubauten zu investieren.” Außerdem warf Grasse dem Senat vor, den Sanierungsbedarf unterschätzt zu haben. Die im Investitionspakt Wissenschaftsbauten veranschlagten 1,3 Milliarden Euro bis 2026 reichten nicht aus.

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