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Blinddarmentzündung: Wo sind die Schmerzen?

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Der Blinddarm mit seinem kleinen Wurmfortsatz liegt am rechten Ende des Dickdarms. (Quelle: yodiyim/Getty Images)

Die akute Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist die häufigste Darmerkrankung in Deutschland. Rund 80.000 Mal wird sie jährlich diagnostiziert. Betroffene leiden unter starken Schmerzen. Wie Sie die Entzündung des Wurmfortsatzes erkennen, wann Sie zum Arzt gehen sollten und ob eine OP zwingend nötig ist, erfahren Sie hier.

Überblick

Der Blinddarm gehört zum Dickdarm. Er liegt dort, wo sich Dick- und Dünndarm treffen. Am Ende des Blinddarms befindet sich der sogenannte Wurmfortsatz. Dieser ist etwa zehn Zentimeter lang. Die kleine Ausstülpung im Darm kann sich durch ein Übermaß an Bakterien, die sich in dem abgeknickten “blinden” Ende sammeln, entzünden. Das kann bei jedem jederzeit passieren. Häufig kommt die Entzündung aus heiterem Himmel. 

Der Blinddarm: Er ist das letzte Stück des rechts liegenden Teils des Dickdarms. Am Ende des Blinddarms liegt wiederum der kleine Wurmfortsatz. In diesem Anhängsel sammeln sich zuweilen bestimmte Darmbakterien, die zur Entzündung führen. (Quelle: Science Photo Library/imago)

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Besonders häufig tritt die bakterielle Infektion im Kindesalter auf. Der Häufigkeitsgipfel liegt bei Kindern im Grundschulalter. Aber auch bei vielen Erwachsenen kommt es zu einer Infektion der kleinen Ausstülpung.

Wo treten Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung auf?

Das Tückische bei der Entzündung des Wurmfortsatzes ist, dass er nicht so einfach zu erkennen ist, weil die durch ihn ausgelösten Schmerzen wandern. Klassischerweise beginnen die Schmerzen kolikartig im Oberbauch und verlagern sich nach einigen Stunden in den rechten Unterbauch. Dort angekommen, werden die Beschwerden als ziehender Schmerz beschrieben. Bei Kindern kommen sie in diesem Stadium häufig schubweise. Die Beschwerden können auch in den gesamten Bauchraum ausstrahlen.

Schmerzen im rechten Unterbauch: Das kann eine Blinddarmentzündung sein. (Quelle: Staras/Getty Images)

Die Schmerzen müssen nicht bei jedem an der gleichen Stelle auftreten, denn auch die Verdauungsorgane liegen manchmal anders. Bei Schwangeren treten die Beschwerden zum Beispiel eher im rechten Oberbauch auf, weil der Darm durch das Kind nach oben gedrückt wird. 

Gerade weil die Symptome häufig uncharakteristisch sind, empfehlen Experten, auf Nummer sicher zu gehen und bereits bei einem Verdacht auf eine Blinddarmentzündung einen Arzt zurate zu ziehen. 

Achtung: Ältere Menschen haben bei einer Blinddarmentzündung häufig kaum Symptome!

Weitere Symptome einer Blinddarmentzündung 

Neben den Schmerzen tritt in aller Regel Appetitlosigkeit auf. Das gilt vor allem für Kinder. Wer einen gesunden Appetit hat, leidet aller Wahrscheinlichkeit nach nicht an einer Blinddarmentzündung. Ein Begleitsymptom kann Fieber, meist bis 39 Grad, sein. Weitere gängige Symptome sind Übelkeit und Erbrechen. Bei Kindern kann manchmal auch Durchfall auftreten, bei Erwachsenen ist der Stuhlgang hingegen meist unverändert. 

Diagnose einer Blinddarmentzündung

Der Arzt wird den Patienten am Bauch abtasten und dabei bestimmte Punkte durch Druck genauer untersuchen. Mediziner sprechen dabei von drei bestimmten Stellen am Bauch, die nach ihren Entdeckern benannt sind.

Druckpunkte zur Diagnose: Diese drei Stellen muss der Arzt kennen, um eine Blinddarmentzündung per Tastuntersuchung nachzuweisen. (Quelle: t-online.de)

Typisch für die Beschwerden, die durch eine Blinddarmentzündung ausgelöst werden, ist ein Loslassschmerz am Blumberg-Punkt. Dieser entsteht dadurch, dass der Arzt mit den Fingern in den rechten Unterbauch auf den Wurmfortsatz drückt und dann schnell wieder loslässt.

Wenn man das rechte Bein beugt, lässt der Schmerz nach. Patienten mit einer Blinddarmentzündung ziehen zur Entlastung manchmal ein wenig das rechte Bein hoch und hinken deshalb. Die Gangart ähnelt der eines Storchs. Durch Erschütterung, etwa beim Hüpfen auf dem rechten Bein, intensivieren sich die Schmerzen. Ärzte lassen deshalb zur Diagnose ihre Patienten auch auf einem Bein hüpfen.

Üblich ist zudem auch eine rektale Untersuchung. Beim Abtasten werden die Schmerzen meist stärker. Zudem ist die Körpertemperatur bei einer Blinddarmentzündung im Rektum häufig ein Grad Celsius höher als unter der Achsel.  

Die Laboruntersuchung des Blutes zeigt in der Regel eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen. Diese Leukozyten liefern einen Hinweis auf eine Entzündung im Körper. 

Desweiteren setzen Ärzte zur Sicherstellung der Diagnose bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes ein, sowie Röntgen oder Computer Tomographie (CT). 

Frauen sollten sich bei Beschwerden im unteren Bauch auch gynäkologisch untersuchen lassen, denn die Schmerzen können auch beispielsweise von einer Eileiterschwangerschaft oder einer Zyste herrühren. Derlei Ursachen sollten zunächst ausgeschlossen werden.

Bei unsicherem Befund empfehlen Ärzte eine Klinikeinweisung nach der Maßgabe: lieber eine unnötige OP als eine zu späte.

Der Blinddarmdurchbruch – ein medizinischer Notfall

Das Risiko, das bei einem entzündeten Wurmfortsatz besteht, ist dass es zur Perforation, das heißt zum Durchbruch des Organs kommt und sich der Darminhalt mit Eiter in den Bauchraum ergießt. Dort kann das bakterienreiche Sekret wiederum eine Entzündung des Bauchfells hervorrufen. Entzündet sich diese schützende Schicht, müssen unbedingt medizinische Maßnahmen eingeleitet werden, denn eine Bauchfellentzündung kann tödlich enden.

Wie wird eine Blinddarmentzündung behandelt?

Bei einer leichten Entzündung des Wurmfortsatzes ist eine Operation nicht immer nötig. Sie heilt sogar häufig von allein aus. 

Bei einer akuten Blinddarmentzündung ist es jedoch vor allem bei Kindern derzeit noch Standard, eine Operation durchzuführen und den Wurmfortsatz zu entnehmen. So soll vermieden werden, dass es zu Komplikationen wie Durchbrüchen kommt.

Gängig sind dabei zwei Verfahren, entweder der klassische Bauchschnitt, bei dem eine kleine Narbe von wenigen Zentimetern zurückbleibt. Ebenfalls üblich ist eine endoskopische OP mit sogenannter Schlüsselloch-Chirurgie. Es werden drei kleine Schnitte gesetzt, durch die der Chirurg seine Endoskope einführt. Das sind hohle Metallstäbe an dessen Ende sich kleine Scheren und eine Kamera befinden. Durch die winzige Kamera mit Licht am Instrument des Operateurs kann er den Bauchraum auf einem Bildschirm sehen. Durch eine der Öffnungen wird Kohlendioxyd in den geleitet, damit der Bauchraum sich aufbläht und die Organe besser zu sehen sind. Mit dem Schereninstrument wird der Blinddarm abgetrennt und durch die winzige Öffnung herausgezogen. Das OP-Verfahren mit dem Endoskop wird deshalb als minimalinvasiv bezeichnet. Der Darm wird anschließend vernäht. Es bleibt eine Narbe in Form eines kleinen Grübchens oder Punktes zurück. 

Beide Verfahren geschehen meist unter Vollnarkose. Der Klinikaufenthalt dauert in der Regel zwei Tage. Bei einem Blinddarmdurchbruch müssen Patienten jedoch eine Woche oder länger im Krankenhaus bleiben.

Es wird seit einigen Jahren diskutiert, ob eine Blinddarmentzündung nicht ebenso mit einer Gabe von Antibiotika zu behandeln ist und ob eine OP vermieden werden kann. Rund 15 Prozent der entfernten Wurmfortsätze erweisen sich im Nachhinein als nicht entzündet.

Kann man einer Blinddarmentzündung vorbeugen?

Experten sind sich weitgehend einig, dass dies wahrscheinlich nicht möglich ist. Jedoch empfehlen Bauchspezialisten eine ballaststoffreiche Ernährung. Wer viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte zu sich nimmt, tut seinen Verdauungsorganen in der Regel etwas Gutes. Die Beweglichkeit des Darms wird so erhöht und somit die Gesundheit des Organs positiv beeinflusst. Aber es gibt auch Menschen, die Vollkorn nicht gut vertragen. Ebenfalls förderlich für einen gesunden Darm ist Bewegung.

Welche Funktion hat der Blinddarm?

Die eigentliche Funktion des Blinddarms ist nach jetzigem Kenntnisstand die Abwehr von Krankheitserregern. Der Wurmfortsatz wird als Teil des Immunsystems eingeordnet, denn er beherbergt wichtige Bakterien, welche zentral für einen gesunden Darm zu sein scheinen. Der Darm ist wiederum unser größtes Immunorgan. Im Wurmfortsatz werden zudem, ähnlich wie in den Gaumenmandeln, viele Lymphzellen (Lymphozyten) produziert. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist das der Fall. Aber auch bei Erwachsenen ist hier die Produktion dieser Zellen, die wichtig für eine funktionierende Abwehr sind, erhöht. Ganz geklärt ist die Rolle des Wurmfortsatzes jedoch nicht. Die Mehrheit derjenigen, die keinen mehr hat, lebt aber auch ohne das Teilorgan gut weiter. Offenbar übernehmen dann andere Bereiche, die im Körper für die Immunabwehr zuständig sind, die Aufgabe des kleinen Wurmfortsatzes.

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